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Zeitzeugen im Unterricht

Neben der schriftlichen, bildlichen und gegenständlichen Überlieferung ist die mündliche eine bedeutsame Grundlage für unser Wissen über die Vergangenheit. Die Lebenswelt von Heranwachsenden ist gewissermaßen von Zeitzeugen umgeben - eine Feststellung, die die Bedeutung und Relevanz von Zeitzeugen im Geschichtsunterricht verdeutlicht.

Zeitzeugen befragen: Beispiele für die Vorbereitung

Hilfreiche Links zu Themenportalen

  • Die Portale "Zeitzeugenbüro", verantwortet von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und mit entsprechendem inhaltlichen Zuschnitt, sowie "Zeitzeugenbörse", betreut vom gleichnamigen gemeinnützigen Verein, eignen sich gut, um zu bestimmten Themen geeignete Zeitzeugen zu suchen.
  • Das Haus der Bayerischen Geschichte betreut ein eigenes Portal namens "Zeitzeugen berichten", auf dem Videoausschnitte aus Gesprächen mit ca. 600 Zeitzeugen zu sehen sind.
  • Eine Bandbreite verschiedener Themen wird auch durch das "Zeitzeugenportal" abgedeckt: Es umfasst den Bestand des ehemaligen Vereins "Gedächtnis der Nation" - rund 1000 Interviews zur deutschen Geschichte, die sich in etwa 8000 Clips auf dem Portal abrufen lassen.
  • Zum Thema "Zwangsarbeit 1939 - 1945" stellt ein von der Stiftung "Erinnerung, Verwantwortung und Zukunft" verantwortetes Portal Audio- und Video-Interviews mit knapp 600 ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus 26 Ländern zur Verfügung.
  • Darüber hinaus halten mitunter Institutionen vor Ort wie Archive und Kulturämter  Zeitzeugenlisten bereit. In einigen Städten gibt es "Zeitzeugenbörsen", meist abrufbar über die Archive oder Kulturämter, die die Suche nach geeigneten lokalen Interviewpartnern vereinfachen.

Das Ende der Zeitzeugenschaft?

Videos im Kontext der Ausstellung "Ende der Zeitzeugenschaft?" (Universität Regensburg, 25. Oktober 2023 bis 31. Juli 2014)

Die Ausstellung „Ende der Zeitzeugenschaft?“ der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und des Jüdischen Museums Hohenems wure von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) gefördert. Sie blickt nicht nur auf die wechselvolle Geschichte der Zeitzeugenschaft nach 1945, sondern setzt sich explizit mit der Gemachtheit von Zeitzeugeninterviews auseinander: Wie entstehen diese Interviews? Was erzählen die Menschen, die interviewt werden - in welcher Form? Welche Brüche, welche Lücken in der Erinnerung werden deutlich? Einige der kurzen Videos, die in der Ausstellung gezeigt werden, befinden sich auch auf der Homepage der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Sie eigenen sich ausgesprochen gut, um auch im Geschichtsunterricht über die Form des Zeitzeugeninterviews nachzudenken und es quellenkritisch einzuordnen. Die folgenden Videos können Sie abrufen:

  • Das Zeitzeugeninterview - Eine gemachte Sache. Zusammenschnitt von Videos aus der Sammlung der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und dem Archiv der University of Southern California, Dauer 4:32 min Zusammenschnitt von Videos aus der Sammlung der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und dem Archiv der University of Southern California; Medienwerkstatt Franken und USC Shoah Foundation Institute. Dauer: 4:32 min
  • Erinnerungen - Erzählungen - Erwartungen. Ausschnitte aus Interviews mit Yosef Kapl (Dauer: 1:13 min), Aleksander Laks (Dauer: 1:06 min), Shelomo Selinger (Dauer: 2:35 min), Charles Dekeyser (Dauer: 1:17 min), Simon Ryger (Dauer: 2:25 min), Max Glauben (Dauer: 1:59 min), Hana Malka (Dauer: 3:02 min). Diese Interviews beleuchten insbesondere die Art des Erzählens und Erinnerns sowie den Umgang der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen mit den an sie herangetragenen Erwartungen.
  • Die Geschichte der Zeitzeugenschaft. Hier finden sich ausgewählte Bilddokumente sowie Filmausschitte, die den filmischen Umgang mit Holocaust bzw. Shoa dokumentieren, aber auch den Wandel von der Tat- zur Zeitzeugenschaft, etwa im Zusammenhang mit dem Eichmann-Prozess 1961.
  • Die Zukunft der Zeitzeugenschaft. Der Film „116 cameras“ (im Original Englisch, hier mit deutschen Untertiteln) begleitet die Holocaust-Überlebende Eva Schloss bei den Aufnahmen für ein digitales Zeugnis und gewährt Einblicke in ihre Motivation und die Entstehungsumstände dieser Art der digitalen Zeugenschaft (Dauer: 15:21 min).

"Digitale Zeitzeugen"

Die Idee für die Erstellung deutschsprachiger digitaler Zeugnisse entstand im Anschluss an die Tagung „Holocaust Education Revisited“, die im Februar 2018 an der LMU München stattfand. Die vielfältigen Diskussionen um Zeugenschaft mündeten in die Entwicklung von „Hologrammen“, um Chancen und Grenzen solcher Zeugnisse für die Vermittlungs- und Bildungsarbeit auszuloten. 

Die Holocaustüberlebenden Abba Naor und Eva Umlauf konnten für das Projekt „Lernen mit digitalen Zeugnissen“ gewonnen werden. Für die Erstellung der „Hologramme“ wurden der Zeitzeugin bzw. dem Zeitzeugen im Pollen Studio in England jeweils ca. 1.000 Fragen gestellt. Bei der Beantwortung dieser Fragen wurden Abba Naor und Eva Umlauf von zwei RED Epic-M-Dragon-Kameras stereoskopisch gefilmt. 

Die so gewonnenen interaktiven 3D-Zeugnisse werden für Lernprozesse von Schüler*innen herangezogen, um die mediale Wirksamkeit dieser Zeugnisse zu evaluieren. Das Forschungsprojekt befindet sich damit an der Schnittstelle von analogen Zeugnissen und deren digitalen Transformationen. Diese Schnittstelle gewinnt insbesondere am Übergang von der „lebendigen Zeitzeugenschaft“ zur „Zeugenschaft der dritten Generation“ an Bedeutung. 

Weitere Informationen zu dem Forschungsprojekt finden Sie hier.

Zeitzeugen des Nationalsozialismus

Gespräch mit Holocaust-Überlebender Ruth Melcer über das KZ Auschwitz, die Zeit der Befreiung sowie Antisemitismus heute

Ruth Melcer wurde 1935 in der Nähe der polnischen Stadt Lódz geboren. Als Neunjährige wurde sie 1945 im Konzentrationslager Auschwitz befreit, ihr Bruder hingegen überlebte die Shoa nicht.  Über ihre Erfahrungen und die ihrer Familie sprach sie im November 2018 vor Münchner Schülerinnen und Schülern im Rahmen eines Zeitzeugengesprächs mit Ellen Diehl, Friedrich-Ebert-Stiftung, im Münchner Rathaus. Veranstaltet wurde das Gespräch von der Arbeitsgruppe "Gedenken an den 9. November 1938". Im Gespräch geht Ruth Melcer auf den Alltag in Auschwitz (Video 1, 11 min), die Zeit nach der Befreiung (Video 2, 8 min) sowie Antisemitismus und Rassismus heute (Video 3, 21 min) ein.


Die Quellen sprechen: Höredition zur Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland

Quellen zum Sprechen zu bringen ist das Ziel einer vom Bayerischen Rundfunk in Zusammenarbeit mit dem Institut für Zeitgeschichte konzipierten Höredition: Dadurch, dass Ausschnitte aus der Quellensammlung "Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 - 1945" von Zeitzeugen und von Schauspielern gelesen werden, entsteht eine Vielfalt an historischen Stimmen zur Shoa. Auf der Homepage der Höredition "Die Quellen sprechen" lassen sich nicht nur die vorgetragenen Quellen anhören, auch Interviews mit Historikern zur europäischen Dimension des Holocaust und Gespräche mit Zeitzeugen ergänzen das Projekt, das mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet wurde.

Zeitzeugen der DDR

Zeitzeugenbericht: Deckname "Borke". Tagebuch einer Ausreise aus der DDR von 1979 bis 1981

In ihrem Buch protokolliert Martina Schoeneich ihre Ausreise aus der DDR, zeigt die Ungewissheit, in der ihre Familie über lange Zeit schwebte und dokumentiert die Schikanen, denen sie als Ausreisewillige ausgesetzt waren. Immer wieder veranschaulichen Dokumente - etwa Überwachungsprotokolle der Stasi - die perfiden Methoden, mit denen die DDR auch diejenigen bedachte, die das Land auf legalem Weg verlassen wollten. Schoeneichs Erinnerungen enden mit einem Blick auf das Ankommen in der BRD und den westdeutschen Blick auf die Neuankommenden. 

"Deckname 'Borke'" ist 2020 im Selbstverlag erschienen.