Jüdische Geschichte in Deutschland und Europa - Informationen, Materialien, digitale Angebote
1700 Jahre Quellen aus der deutsch-jüdischen Geschichte. Eine virtuelle Vortragsreihe
Im Festjahr 2021 bot die vom Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur der LMU und der ALP Dillingen veranstaltete Vortragsreihe Gelegenheit, ausgewählte Quellen zur deutsch-jüdischen Geschichte eingehend zu thematisieren. Sie wurden von Historikerinnen und Historikern mit Blick auf mögliche Anknüpfungspunkte im Lehrplan ausgewählt, in ihren historischen Kontext eingeordnet und fachkundig interpretiert. Jüdische Geschichte soll dabei weniger als Partikular- und Verfolgungsgeschichte, denn als integrative Geschichte im Fokus stehen.
Die Vorträge der Reihe "1700 Jahre Quellen aus der deutsch-jüdischen Geschichte" stehen auf der Homepage des Lehrstuhls für Jüdische Geschichte und Kultur der LMU als Audio-Dateien zur Verfügung. Jeder Vortrag wird durch eine kleine Quellensammlung, die sich auch für den Einsatz im Unterricht eignet, ergänzt. Aktuell stehen sechs Vorträge als Audio-Dateien und mit begleitendem Quellenblatt zur Verfügung.
Jüdisch-deutsche Geschichte(n) in Objekten: Das "Shared History Projekt" des Leo-Baeck-Instituts
Insgesamt 58 Objekte stehen im Zentrum des vom Leo-Baeck-Institut verantworteten Shared History Projekts. Alle erzählen sie von jüdischen Erfahrungen in Deutschland bzw. auf dem Gebiet des heutigen Deutschland und gewähren so faszinierende Einblicke in vielfältige jüdisch-deutsche Beziehungsgeschichten. Die Homepage des Projekts bietet dabei verschiedene Zugänge: Neben der Einzelvorstellung von Objekten ist es auch möglich, sie geografisch und zeitlich zu verorten sowie thematisch einzuordnen. Zudem ermöglicht es eine virtuelle Ausstellung, mit Schülerinnen und Schülern ein digitales Museum deutsch-jüdischer Geschichte(n) zu erkunden, in dem die einzelnen Objekte in ihrem historischen Kontext verständlich aufbereitet und erklärt werden.
Einen ersten Eindruck vom Konzept des Projekts können Sie sich auch über den Flyer zur Ausstellung im Deutschen Bundestag verschaffen:
Flyer "Shared History Projekt" zur Ausstellung im Deutschen Bundestag
Gemeinsame Geschichte(n) - eine virtuelle Erkundung deutsch-jüdischer Lebenswege
Die virtuelle Ausstellung „Gemeinsame Geschichte(n)“ bietet Einblicke in deutsch-jüdische Lebensläufe - und damit beispielhaft in deutsch-jüdische Geschichte. Anhand von zehn Biografien können Jugendliche und junge Erwachsene erkunden, wie Männer und Frauen jüdischen Glaubens von 1800 bis 1933 die deutsche Geschichte mitgeprägt haben: als Politiker oder Frauenrechtlerin, als Wissenschaftler oder Künstlerin.
Ziel des Bildungsprojektes „Gemeinsame Geschichte(n) – deutsch-jüdische Lebenswege“ ist es, aufzuzeigen wie Jüdinnen und Juden als integrierte und aktiv partizipierende Mitglieder der deutschen Gesellschaft, die Kultur und Geschichte mitprägten – nicht von außerhalb, sondern aus der Mitte – als deutsche Bürgerinnen und Bürger.
Die virtuelle Ausstellung, ein Projekt der Arbeitsgemeinschaft Jugend und Bildung e. V., setzt sich aus fünf Ausstellungsräumen zusammen, die einzelnen Schwerpunkten gewidmet sind:
• Raum 1 „Kampf um Bürgerrechte“
• Raum 2 „Migration“
• Raum 3 „Antisemitismus“
• Raum 4 „Emanzipation“
• Raum 5 „Kunst und Kultur“
In jedem Raum stehen neben erklärenden Texten vielseitige multimediale, interaktive Inhalte für die Beschäftigung mit der jeweiligen Thematik zur Verfügung. "Gemeinsame Geschichte(n)" ist eine Ausstellung, deren (virtueller) Besuch im Geschichtsunterricht ausgesprochen lohnend ist.
Unterrichtsmaterialien zur deutsch-jüdischen Geschichte in Baden - ein Projekt des Lehrstuhls für Geschichte des jüdischen Volkes der HfJS Heidelberg
Das Projekt, das Rabbinerin Prof. Dr. Birgit Klein (Lehrstuhl für Geschichte des jüdischen Volkes an der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg) initiierte, beinhaltet Quellen aus der deutsch-jüdischen Geschichte Badens, die für den Unterricht kommentiert und aufbereitet wurden. Ziel ist es dabei, jüdische Geschichte nicht als separaten, gleichsam abgeschlossenen Bereich zu behandeln, sondern als integralen Bestandteil der allgemeinen Geschichte zu sehen. Nicht selten bieten die Quellen des Projekts daher eine weitere, jüdische Perspektive auf historische Phänomene.
Folgende Themen wurden im Rahmen des Projekts aufgegriffen und von Studierenden ausgearbeitet:
- Jüdische Krankenschwestern im Ersten Weltkrieg
- Verpflichtung, sogenannte "bürgerliche" Namen anzunehmen (1809)
- Gewalt gegen Juden (März 1848)
- Lebenserinnerungen der Clara Geissmar (19. Jahrhundert)
- Konfession in der Schule (1809 - 1840)
- Das jüdische rituelle Tauchbad (19. Jahrhundert)
- Flugblätter Friederike Cohens gegen Hunger (Sommer 1847)
Die Homepage des Projekts erreichen Sie hier.
Die Quellen sprechen: Höredition zur Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland
Quellen zum Sprechen zu bringen ist das Ziel einer vom Bayerischen Rundfunk in Zusammenarbeit mit dem Institut für Zeitgeschichte konzipierten Höredition: Dadurch, dass Ausschnitte aus der Quellensammlung "Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 - 1945" von Zeitzeugen und von Schauspielern gelesen werden, entsteht eine Vielfalt an historischen Stimmen zur Shoa. Auf der Homepage der Höredition "Die Quellen sprechen" lassen sich nicht nur die vorgetragenen Quellen anhören, auch Interviews mit Historikern zur europäischen Dimension des Holocaust und Gespräche mit Zeitzeugen ergänzen das Projekt, das mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet wurde.
Die Familie Chotzen - Lebensweg einer jüdischen Familie von 1914 bis heute
Die aufwendig gestaltete Internetseite zeichnet die Geschichte der jüdischen Berliner Familie Chotzen seit 1914 nach. Sehr eindrucksvoll werden zahlreiche Bild- und Textquellen aus der Familiengeschichte in mehreren Kapiteln präsentiert ("Eine ganz normale Familie", Ausgrenzung und Behauptung, Deutschland nach 1945). Darüber hinaus bietet die Seite viele weitere Materialien zum historischen Hintergrund (Sport und Freizeit, Eroberungskrieg, Antisemitismus u.a.) der jeweiligen Zeit, die über eine Mediathek aufgerufen werden können.
Die Internetseite ist ein gemeinsames Projekt der Bundeszentrale für politische Bildung und des Deutschen Historischen Museums mit Unterstützung der Gedenkstätte Haus der Wanseekonferenz.
Gerettete Geschichten: Elf jüdische Familien im 20. Jhdt.
Centropa, das in Wien ansässige Zentrum zur Erforschung und Dokumentation jüdischen Lebens in Ost- und Mitteleuropa, erzählt die (Über-)Lebensgeschichten von 11 jüdischen Familien in Filmen, basierend auf Interviews und Familienfotos. Die individuellen Geschichten werden hier eingebettet in die größeren historisch-politischen Entwicklungen ihrer Zeit, die anhand von interaktiven Karten und Hintergrundtexten nachvollzogen werden können.
Während die Filme von den Überlebenden berichten, verlor die Mehrheit der europäischen Juden ihr Leben im Holocaust. Ein wesentliches Verdienst der Autoren ist es daher, mithilfe des begleitenden Materials deutlich zu machen, dass die Biografien der Filmfiguren zwar mögliche Schicksale darstellen, nicht aber repräsentativ für das Schicksal der europäischen Juden im 20. Jahrhundert sind.
Zum Dossier gelangen sie hier.
Jüdische Zeugnisse eines europäischen Jahrhunderts - das Projekt Centropa
Das Projekt "Centropa" widmet sich der Sammlung und Digitalisierung von jüdischen Lebensgeschichten des 20. Jahrhunderts, insbesondere aus Mittel- und Osteuropa, den Ländern des Balkans sowie Russlands. Bislang wurden mehr als 1200 jüdische Holocaust-Überlebende interviewt, 100 dieser Interviews stehen auch auf Deutsch zur Verfügung. Zusammen mit rund 25 000 digitalisierten Familienfotos entsteht so ein vielschichtiges Bild jüdischen Lebens im 20. Jahrhundert - und im Zentrum von Europa.
Neben den Zeitzeugen-Interviews begleitet auch Unterrichtsmaterialien das Angebot von Centropa, das von kurzen Filmen bis hin zu ausgearbeiteten und erprobten Unterrichtseinheiten reicht. Zudem können Schulen auch thematische Ausstellungen zur jüdisch-europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts bestellen.
Kicker, Kämpfer, Legenden - Eine Ausstellung über Juden im deutschen Fußball
Die vom Centrum Judaicum in Berlin konzipierte Ausstellung thematisiert die Bedeutung von Juden im deutschen Fußball. Jüdische Fußballer, Trainer, Journalisten und Funktionäre haben den Fußball in Deutschland populär gemacht. Sie waren Pioniere des deutschen Fußballs. Sie wurden umjubelt, verehrt und respektiert, galten als Vorbilder im Sinne des sportlichen Gedankens des Fairplays. Ihre revolutionären Visionen und Methoden setzten Maßstäbe, die den deutschen Fußball lange prägten. Als z. B. der FC Bayern München 1932 zum ersten Mal den deutschen Meistertitel erringt, werden auch der jüdische Vereinspräsident Kurt Landauer und der jüdische Trainer Richard „Little“ Dombi wie Helden in München gefeiert. Wer kennt heute noch den Stürmer und Nationalspieler Julius Hirsch (1892–1943), der unter anderem mit dem Karlsruher FV Deutscher Meister wurde? Oder Gottfried Fuchs, den der spätere Bundestrainer Sepp Herberger „mein Idol“ und den „Franz Beckenbauer meiner Jugendzeit“ nannte? 1933 wurden ihre erfolgreichen Karrieren schlagartig beendet.
Die Nationalsozialisten veranlassten, dass jüdische Sportler, Trainer und Funktionäre aus den Vereinen ausgegrenzt und ausgeschlossen wurden. Bis zum 10. November 1938 durften Juden nur noch in jüdischen Vereinen spielen. Danach wurden alle Sportaktivitäten für sie verboten. Sie teilten das Schicksal aller europäischen Juden, wurden verfolgt und zum Teil in Konzentrationslager ermordet. So spiegelt die Ausstellung das Schicksal der jüdischen Fußballer wieder. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollten deutsche Juden nie wieder eine vergleichbare Rolle im deutschen Fußball spielen. Ihre Verdienste wurden verdrängt und gerieten in Vergessenheit.
Die Ausstellung „Kicker, Kämpfer und Legenden“ will dieses Kapitel deutscher Fußballgeschichte wieder in Erinnerung rufen, setzt sich aber auch im Schlussteil mit den heutigen Entwicklungen im Fußball auseinander.
Die Ausstellung wird hängend gezeigt (Stangen mit Hacken sind vorhanden) und besteht aus 14 unempfindlichen Bannern (0,80m x 2,10m). Kosten entstehen nur für den Transport (ca. 60,-- €) Zur Ausstellung gibt es eine Kopiervorlage der „Stadionzeitung“. Wenn Sie Interesse an der Ausstellung haben, wenden Sie sich an kl.schultz[at]t-online.de.